Am 28. Februar 2020 wurde der erste Corona-Fall in Bonn gemeldet. Schon kurz darauf habe ich begonnen, die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen zu dokumentieren und (mehr oder weniger) täglich auf Twitter darüber zu berichten (siehe zuletzt den Tweet vom 28. Februar 2021). Der Jahrestag ist Anlass, auf die vergangenen zwölf Monate mit ein paar Auszügen aus der seither entstandenen Datensammlung zurückzublicken (alles natürlich ohne jede Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit).
Durch diesen Rückblick in Zahlen soll der offizielle Corona-Jahresrückblick der Stadtverwaltung ergänzt werden. Die nachfolgenden Diagramme wurden mit OpenOffice Calc erstellt. Datengrundlage sind die täglichen Corona-Veröffentlichungen der Stadt Bonn, die von mir in einer Tabelle erfasst werden. Die Stadt selbst hält auch lobenswerterweise umfangreiches Datenmaterial – als OpenData – bereit, u. a. in Form einer eigenen Seite mit Diagrammen. Seit Januar 2021 weichen allerdings die von mir fortlaufend erfassten Werte von den aktuellen Informationen der Stadt zu den Neuinfektionen der letzten sieben Tage und zum daraus abgeleiteten Inzidenzwert ab. Grund hierfür ist, dass durch Fallbearbeitungen das Datenmaterial der Stadt laufend (nachträglich) bereinigt wird. Die sich hieraus ergebenden Unterschiede sind nicht gewaltig, aber existent.
Neuinfektionen
Auftakt des „Datenrückblicks“ machen die beiden Diagramme, die ich (fast) täglich über Twitter in aktualisierter Form veröffentliche (allerdings in höherer Auflösung und mit angepasster Datumsskala).
Die erste Grafik zeigt die Entwicklung der Zahl der bestätigten Infektionen insgesamt, der Zahl der wieder genesenen Personen sowie die Entwicklung der Zuwachszahlen der letzten sieben Tage und der Zahl der aktuell Infizierten. Wie der Vergleich mit der Trendlinie zeigt, hat die Zahl der Neuinfektionen insbesondere während der „zweiten Welle“ exponentiell zugenommen. Mittlerweile ist das Wachstum jedoch wieder abgeflacht. Das wird auch durch die zweite Grafik bestätigt.
Diese bildet dieselben Daten ab wie die erste Grafik – allerdings in logarithmischer Skalierung. Hier markiert ein linearer Anstieg ein exponentielles Wachstum.
Eine bisher von mir nicht dargestellte Entwicklung wird in dem nachfolgenden Diagramm abgebildet: die täglichen Corona-Neuinfektionen (tagesscharf und entsprechend volatil als blaue Linie, als 7-Tages-Durchschnittswert geglättet in roter Linie).
Auch hier zeigt sich sehr deutlich die „zweite Welle“ ab Oktober 2020. Diese kommt erst Anfang November zu einem vorläufigen Halt, wobei nach wie vor unklar ist, welche Rolle die Herbstferien, der „Shutdown light“, ein wiedererwachtes Problembewusstsein der Bürger und/oder die geänderte Teststrategie gerade im Schulumfeld bei dieser Abflachung gespielt haben. Jedenfalls gehen die Zahlen trotz all dieser Faktoren (mit Ausnahme der dann irrelevanten Herbstferien) ab Dezember wieder steil nach oben – und erst ab Ende Dezember wieder mehr oder weniger kontinuierlich zurück.
Eine etwas andere ergänzende Perspektive auf das Infektionsgeschehen vermittelt das nachfolgende Diagramm. Es illustriert die relative Entwicklung der Infektionszahlen. Dargestellt wird, um wie viel Prozent sich die Gesamtzahl der festgestellten Infektionen zum Vortag verändert hat. Da diese relativen Veränderungen bei niedriger Gesamtfallzahl sehr hoch ausfielen, sind die diesbezüglichen Angaben erst ab April 2020 in dem Diagramm zusammengefasst.
Hier zeigt sich interessanterweise, dass die größte Infektionsdynamik nicht im Höhepunkt der „zweiten Welle“ Mitte Dezember 2020 zu verzeichnen war – sondern in der „Anflutphase“ zu Beginn der Welle Ende Oktober/Anfang November 2020.
Todesfälle
Eine besonders traurige Entwicklung zeigt sich bei den Todesfällen, die von der Stadt im Zusammenhang mit Corona-Infektionen gemeldet wurden. Während es sich bis Mitte Oktober 2020 noch um wenige Einzelfälle gehandelt hatte, steigt die Gesamtzahl der Todesfälle dann im November 2020 stark an – und seit Dezember 2020 sogar steil. Mittlerweile werden 186 Todesfälle von der Stadt Bonn im Zusammenhang mit Corona gesehen.
Bemerkenswert ist, dass bei den täglich gemeldeten Todesfällen auch nach Abflauen der Neuinfektionszahlen seit Ende Dezember 2020 kein echter Rückgang zu erkennen ist. Vielmehr zeigt insbesondere die rote Linie, die sich auf den geglätteten 7-Tages-Schnitt bezieht, seither ein durchgehend hohes Niveau mit regelmäßigen Spitzen.
Zwar laufen die Todeszahlen den Zahlen zu Neuinfektionen naturgemäß nach. Das allein kann aber kaum erklären, dass selbst zwei Monate nach Beginn des massiven Rückgangs der Neuinfektionszahlen hier noch keine Besserung zu erkennen ist.
Krankenhausbelegung und britische Mutation (B.1.1.7)
Einmal wöchentlich dokumentiere ich auf Twitter auch die Corona-bedingte Belegung der Bonner Krankenhäuser (was nicht nur Patienten aus Bonn, sondern auch solche aus dem Umland einbezieht, sofern sie in Bonner Krankenhäusern liegen).
Auch diese Grafik zeigt deutlich die beiden „Wellen“ – und das erhebliche Ausmaß der „zweiten Welle“ Ende 2020. Klar zu erkennen ist hier dann auch wieder – anders als bei den Todeszahlen – ein starker Rückgang seit Ende 2020. Dieser Rückgang hat sich jedoch zuletzt stark verlangsamt und z. T. sogar wieder umgekehrt. Außerdem ist die Zahl der beatmeten Intensivpatienten durchgehend relativ hoch geblieben.
Noch sehr frisch sind schließlich Angaben zu der britischen Mutation (B.1.1.7). Da ursprünglich auch nur ein kleiner Bruchteil der Proben entsprechend untersucht wurde, sind die – überdies bislang nur wöchentlich veröffentlichten – Zahlen auch noch kaum aussagekräftig. Dennoch deuten sie eine gefährliche Infektionsdynamik an.
Noch viel fragmentarischer sind schließlich derzeit die Zahlen zu den bisher erfolgten Impfungen. Hier ergab eine grafische Umsetzung keinen Sinn.
Andreas Blohm
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