Unser liebstes Reiseziel ist Schweden. Die sonnigen Sommer bei angenehmenden Temperaturen, die beeindruckende und vielfältige Natur, die zahlreichen Badegelegenheiten, die freundlichen und aufgeschlossenen Menschen, die vielen Wanderwege mit ihrer perfekten Balance aus Naturbelassenheit und touristenfreundlicher Umhegung, die spannende und überall präsente Geschichte des Landes machen es zu einem perfekten Ort für einen abwechslungsreichen Urlaub für jung und alt. Und so führte uns auch im Jahr 2024 unser Familienurlaub in das „Land der Elche“, diesmal an die Ostküste des Vättern, dem zweitgrößten See Schwedens und elftgrößten See Europas. Hier ist mein Reisebericht für alle, die vielleicht noch nach Inspiration für den nächsten Sommerurlaub suchen.
Der nachfolgende Beitrag besteht im Wesentlichen aus meinen letztjährigen Posts auf Bluesky unter dem Hashtag #Schwedenreisetagebuch, die ich hier um die Beiträge für den ersten und für die letzten Tage des Urlaubs ergänzt habe.
Freitag, 26. Juli 2024: erster Anreisetag
Wir überqueren die immer wieder beeindruckende Öresundbrücke und sind dann in Schweden. Übernachtung im Fleninge Classic Motel – einem echten Motel, mit entsprechender Klientel, aber sehr brauchbaren und geräumigen Zimmern. Abendessen in der Trattoria Ridibecco, einem an unerwarteter (grauer) Stelle in Rydebäck gelegenen italienischem Restaurant mit (etwas überraschenderweise) sehr, sehr guter Küche. Abendlicher Spaziergang am Öresundstrand. Trotz grauen Wetters sofort in Urlaubsstimmung.




Samstag, 27. Juli 2024: zweiter Anreisetag
Cliff-Burton-Gedächtnisstein bei Ljungby – sehr beeindruckende Erinnerung an ein tragisches Unglück. Badeplatz Osudden – ziemlich große Anlage, schöner Strand, toller See, gute sanitäre Anlagen. Mittagessen im IKEA in Jönköping. Rappelvoller Laden am Samstag. Leider nur ein veganes Hauptgericht. Dafür vegane Hotdogs für 43 Cent 🤯 Zu guter Letzt: Abendspaziergang ums Ferienhaus herum im wunderbaren Sonnenlicht.




Sonntag, 28. Juli 2024: Ellen-Keys-Wanderweg und Holkaberg
7-km-Wanderung den Ellen-Keys-Wanderweg entlang mit Aufstieg vom Ufer des Vättern zum Hjässan (etwa 180 m). Sensationell schöne und abwechslungsreiche Wanderung.
Den Wanderweg kann man hier nachvollziehen.

Am Abend dann noch ein bisschen um den Holkaberg herumspaziert, um den Sonnenuntergang über dem Vättern zu genießen. Hier gibt es auch einen recht wilden Wanderweg durch hohes Gras.




Montag, 29. Juli 2024: Skullaryd-Elchpark und Badeplatz Sunhultsbrunn
Besuch im Skullaryd-Elchpark. Der übliche Souvenirbasar, eine sehr informative Führung in schwedischer, englischer und deutscher Sprache von einem sehr sympathischen Familienteam. Dennoch die bisher schwächste Elchsafari meiner Schwedenurlaube bisher.




Die Tour war kurz, die Stopps sehr lang – und man bekam keine Äste, um die Tiere selbst füttern zu können. Danach zum Badeplatz Sunhultsbrunn. Schön im Wald gelegen mit den üblichen Einrichtungen (Umkleide, Toilette, Picknickbank). Strand mit feinem Kies. Guter, nicht überlaufener Badeplatz.




Dienstag, 30. Juli 2024: Visingsö
Ausflug auf die Insel Visingsö bei blendendem Wetter, fünfundzwanzigminütige Überfahrt vom Hafen Gränna aus. Besichtigung der Ruine der Visingsborg und der prachtvollen Gartenanlage WisingsborgsTrädgård. 4-km-Wanderung am Seeufer durch den wunderschönen Eichenwald. Überraschend fand ich allerdings, dass die Insel jedenfalls für eine Erschließung zu Fuß erstaunliches Optimierungspotential bietet, obwohl sie eigentlich eine einzige Touristenattraktion ist: unzureichendes Wegweisersystem, wenig Picknickplätze entlang der Wanderroute, völlig intransparenter Busverkehr, groteske Warteschlangenlogistik am Fähranleger – und von der zeitlupenlangsamen Eisverkäuferin fange ich gar nicht erst an.




Zum Abschluss des Tages haben wir dann noch mehrere wirklich sehr liebevoll gestaltete Süßigkeitengeschäfte an der bis 17 Uhr unfassbar überlaufenen, abends aber erträglich bevölkerten Hauptstraße in Gränna aufgesucht. Fast in jedem Geschäft wird gezeigt, wie Zuckerstangen gerollt werden.
Mittwoch, 31. Juli 2024: Badeplatz Tärenäs, Loppis und Freiluftbad Örserumsbadet
Zunächst Stöbern im Loppis in einer kleinen Scheune in Mörstorp. Wer das nicht kennt: Das ist eine Art dauerhafter Floh- bzw. Trödelmarkt, meist ohne anwesende Verkaufsperson. Erworben wird ein Kerzenhalter für 20 Kronen.


Danach ging es zum Badeplatz Tärenäs am Seen Noen. Der Platz ist idyllisch etwas im Wald gelegen, war spärlich besucht und bietet die üblichen Einrichtungen (Badesteg, Umkleide, Picknickplatz, Plumpsklo) sowie sogar ein paar Spielgeräte. Und einen kleinen, aber sehr schönen Sandstrand.
Auf dem Rückweg noch Stopp im Loppis Länsmansgården in Uppgränna. Das ist eine riesige Scheune mit rund zwei Dutzend verschiedenen Anbietern. Erworben wurden ein großes Säckchen Murmeln für 10 Kronen und ein Paar Kinderschlittschuhe für 50 Kronen.

Zu guter Letzt noch ein abendlicher Abstecher zum Freiluftbad Örserumsbadet am See Ören. Eingangs der Gemeinde Örserum gelegen, war uns das perfekt ausgestattete Bad am Mittag viel zu voll. Abends fast menschenleer, so dass wir ein bisschen Volleyball spielen konnten und viel Spaß hatten.




Donnerstag, 1. August 2024: Wanderung um Röttle by
Für heute stand eine rund 4 km lange Wanderung um das Dorf Röttle by auf dem Programm. Höhepunkte waren zum einen die beiden alten Wassermühlen Jerusalems kvarn (aus dem Mittelalter) und Rasmus kvarn (um 1650) am Fluss Röttleån.




Zum anderen stach der Wasserfall hinter den beiden Mühlen hervor, der in einem idyllischen Waldstück gelegen ist und über Brücken und Stufen sowie natürliche Felsen sehr umfassend erschlossen bzw. erklettert werden kann. Ein beeindruckendes Erlebnis!




Den Abschluss bildete der Hafen Röttle einschließlich Badeplatz am Vättern. Letzterer ist ziemlich groß und bietet tolle Picknickmöglichkeiten. Der Platz ist aber ziemlich frequentiert, der Strand eher steinig und Toiletten gibt es nur auf dem mehrere 100 Meter entfernten Parkplatz.




Die Wanderung kann hier nachvollzogen werden, aber Achtung: Fast die gesamte erste Hälfte der auf Komoot gefundenen Tour läuft auf/entlang von z. T. stark befahrenen Straße. Man belässt es besser bei der zweiten – tollen – Hälfte und verzichtet auf den Rundweg.

Freitag, 2. August 2024: Norrköping mit Lindöbadet
Tagesausflug ins etwa eine Stunde entfernte Norrköping. Zunächst steht Shoppen auf dem Programm. Von drei direkt nebeneinander liegenden Einkaufszentren in der Innenstadt entscheiden wir uns für das mittlere namens Innerstan. Eine gute Wahl. Es gibt eine gute Auswahl verschiedener Geschäfte, in denen wir schnell fündig werden, auch weil es viel Platz und nur wenige Kund:innen gibt. Das Zentrum selbst ist topmodern und wertig eingerichtet – mit den Sanitärräumen auf gehobenem Hotelniveau und einem Kinderspielraum als Höhepunkten.




Die dann anstehende Suche nach einem Restaurant wird etwas komplizierter, auch weil viele Lokale erst ab 16 oder 17 Uhr öffnen. Schließlich landen wir bei „PappaGrappa“, einem italienischen Restaurant, bei dem leider fast nichts Veganes auf der Karte steht, auf Nachfrage aber möglich wird. Das Personal ist superfreundlich, das Essen köstlich. (Insbesondere die – leider nicht veganen – Tortellini.) Klare Empfehlung! Im Anschluss sehen wir uns noch ein paar spannende Geschäfte sowie vor allem die tolle, am Flussufer gelegene Altstadt an. Eins ist schnell klar: Norrköping ist schön!




Zum Abschluss wollen wir noch den Fjord sehen und machen einen Abstecher ins Stadtviertel Lindö – bzw. an das Lindöbadet, das im Gegensatz zur Stadt selbst etwas überlaufen ist. Das gilt auch für den dortigen Spielplatz, der aber mit einer beeindruckenden Vielfalt an Spielgeräten glänzt.
Der Fjord selbst war schön, aber nicht so spektakulär, wie wir uns das vorgestellt hatten. Eher wie ein See oder Fluss. Die Stadt selbst hat uns dagegen begeistert. Gerade auch in den Details – etwa mit den vielen ganz individuell gestalteten Gebäuden und dem gepflegten Stadtgrün. Toll!




Samstag, 3. August 2024: Norrköping mit Hällristningar i Himmelstalund
Nachdem es am Vortag dort so toll war, fahren wir nochmal nach Norrköping. Und es war entgegen meiner Erwartung eine exzellente Idee. Diesmal stand nur Touristisches auf dem Programm, zunächst ein Bummel durch Innenstadt und Industrielandschaft. Letzteres ist das ehemalige Industrieviertel – heute sind alle Gebäude liebevoll renoviert und beherbergen u. a. Museen und andere Kultureinrichtungen. Das Ganze wird vom Fluß Motala umrahmt und ist einfach grandios. Das gilt auch für die Innenstadt mit ihren vielen grünen Inseln.




Das Mittagessen gibt es heute im koreanischen Restaurant „Mannam“, natürlich auch am Flussufer. Freundliches Personal, sehr leckere und auf Bitte hin vegan modifizierte Speisen – auch das eine klare Empfehlung. So gestärkt machen wir uns auf den Weg in den Volkspark.

Das ist ein Park, der eine Menge spannender Spielgeräte, Sportstätten, ein frei benutzbares Kinderschwimmbecken, einen Kiosk mit Sanitäranlagen sowie Picknickmöglichkeiten vereint – und wieder einmal fragt man sich, warum so etwas in Deutschland (bzw. zumindest in Bonn) nicht möglich ist.
Weiter geht es mit einem kleinen 2-km-Spaziergang zu den Hällristningar i Himmelstalund. Das sind – erneut frei zugängliche – Felsritzungen aus der Bronzezeit, die innenstadt nah am Ufer des Flusses Motala gelegen sind. Der Schwerpunkt liegt auf Schiffszeichnungen. Faszinierend.




Fazit nach zwei Tagen Norrköping: eine faszinierende, vielfältige Stadt mit einem sensationell schönen Innenstadtbereich, erfreulicherweise überhaupt nicht überlaufen. Einziger Wermutstropfen: Bei vielem fragt man sich, warum so etwas in Deutschland nicht möglich ist.




Sonntag, 4. August 2024: Loppis und Erholungstag
Als Erholung nach den beiden schönen, aber anstrengenden Tagen in Norköpping steht heute ein „Gammeltag“ auf dem Programm. Einzige Aktivität: Loppis -Besuche! Wir beginnen im Skattegårdens Handelshus in Ödeshög. Das ist kein gewöhnlicher Loppis, sondern ein riesiger Laden, der auch ein sehr großes und breit gefächertes Neuwarensortiment führt. In einem zweiten Stockwerk gibt es dann Loppis – vor allem Möbel – und im Gelände vor dem Eingang noch mehr Gebrauchtwaren, einschließlich einem Flugzeug.


So ein richtiges Loppis-Gefühl kommt da aber leider nicht auf. Ganz anders dann im Tollstagården bei Nävstadt: eine kleine Scheune, eine alte Dame an der Registrierkasse, zwei Stockwerke. Perfekt. Wieder Murmeln für den fünfjährigen Sohnemann und „Kalle Anka“-Hefte als Mitbringsel.

Ähnlich auch der folgende Heda Loppis, nur dass die Scheune und das Warenangebot viel, viel größer sind und an der Kasse ein älterer Herr sitzt. Es gibt einen Spielzeugautoanhänger für den Fünfjährigen. Enttäuschend dann der Abschluss: Der Skedets Loppis ist nur ein kleiner Schuppen an einem (schönen) Café.



Montag, 5. August 2024: Pfahlbau von Alvastra, Rökstenen, Brahehus und Orserumsbadet
Heute stehen mehrere kleinere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung an. Wir beginnen mit dem Pfahlbau von Alvastra, einer riesigen Holzanlage im Moor. Sie diente wohl auch kultischen Zwecken und war einzigartig in Schweden. Einziger Nachteil: Bis auf einen nachgebauten Holzsteg ist von ihr heute nichts mehr zu sehen. Trotzdem war das irgendwie interessant, auch dank mehrerer Informationstafeln.



Weiter geht es zum Runenstein von Rök, dem Rökstenen. Er enthält eine Inschrift, die man zwar entziffern konnte, deren Inhalt aber nach wie vor Rätsel aufgibt. Der Stein steht mittlerweile vor einer ihn deutlich überragenden Kirche. So viel zum Kampf der Kulturen. Und ebenfalls ein sehr interessanter Ort.




Danach geht es zum Brahehus, der Ruine eines Herrenhauses oberhalb von Gränna aus dem 17. Jahrhundert, das rund 50 Jahre nach seiner Fertigstellung einem Feuer zum Opfer fiel. Ein beeindruckender Ort mit einer sensationellen Aussicht über den See Vättern.




Den Tag beschließen wir mit einem erneuten Besuch des Freibads Orserumsbadet. Diesmal gehen wir vor dem Beachvolleyballspiel aber auch im See Ören baden – und es ist nicht nur ein wunderschöner Ort, sondern auch ein großartiges Bad mit einem nur sehr sanft abfallenden Sandstrand. Toller Tag!




Dienstag, 6. August 2024: See Tåkern
Tagesziel ist der See Tåkern, ein Naturreservat und das artenreichste Vogelgebiet Schwedens. Wir erschließen es uns durch eine 5-km-Wanderung, die uns u. a. mehrere hundert Meter durch dichtes Schilfgebiet führt. Einzigartig, wunderschön und mückenreich.
Details zu dieser sehr schönen und empfehlenswerten Wanderung gibt es hier.





Auf einem Teil des Weges stehen – z. T. durch Soundeffekte ergänzte – Tierfiguren, die beim Fünfjährigen für Begeisterung sorgen. Absolut gelungen sind auch das außen wie innen liebevoll gestaltete Besucherzentrum Naturum und ein Abenteuerspielplatz.
Mittwoch, 7. August 2024: Tabergsgruvan und Jönköping
Heute geht es unter Tage, nämlich in die Tabergsgruvan, eine Grube im Taberg, der im Kern nichts anderes ist ein „aus dem Boden ragender Brocken Eisenerz“. Die Führung ist relativ kurz, aber sehr interessant, durchgeführt von einem ortsansässigen Hobbygeologen, der seine sehr guten Deutschkenntnisse in der Nähe von Bonn erworben hat. Mitten im Berg gibt es dann sogar eine kleine Showeinlage vom Band.




Danach geht’s zum Stadtbummel nach Jönköping. Die Stadt präsentiert sich mit Ausnahme eines kleinen Bereichs um den Binnenhafen herum beigegrau und trist, selbst der Park und der riesengroße Spielplatz wirken trostlos. Sogar das Parkhaus erweist sich als schlechte Wahl. Eine enttäuschende zweite Tageshälfte.




Donnerstag, 8. August 2024: Loppis, Tranås und Stora Lund
Am vorletzten Urlaubstag stehen wieder mehrere kleinere Ziele auf dem Programm. Zunächst noch einmal ein kurzer Abstecher zum Loppis Länsmansgården, danach zum schrullig-sympathischen Loppis Källaren im Keller eines Wohnhauses in Tranås. Im Anschluss Fika (Kaffeepause) in Tranås Vandrarhem, in dem die mit einem Deutschen verheiratete und sehr freundliche Gastwirtin den Komponisten des Soundtracks zur „Ronja Räubertochter“-Neuauflage kennt. Vor dem Café begeistert eine Riesenrutsche die Kinder.




Wir beschließen den Tag mit einer kleinen Wanderung durch das Naturreservat Stora Lund. Den Weg erreicht man seltsamerweise über einen Golfplatz. Aber dann folgt eine der schönsten Wanderungen bisher. Spektakuläre Fels- und Waldwege direkt an der Küste des Vättern. Mit direktem Kuh-Kontakt.
Freitag, 9. August 2024: Linköping
Zum Abschluss besuchen wir noch die dritte „köping“-Stadt: Linköping, etwa eine Dreiviertelstunde vom Ferienhaus entfernt. Die Stadt wirkt relativ jung, die Innenstadt ist belebt – und bemüht sich mit Spielattraktionen sehr sympathisch um junge Besucher:innen. Leider passt das regnerisch-graue Wetter zur Urlaubsendstimmung.



Fazit
Es war unser erster Urlaub in der Vättern-Region. Und er war so toll wie die Schwedenurlaube zuvor. Das Ufer des Sees bietet wirklich großartige Wanderwege und Landschaft, und zwar gerade auch dort, wohin sich die Touristenmassen nicht verirren. Mit Norrköping ist überdies eine sehr spannende und sympathische Stadt in Reichweite, falls man es zwischendurch mal etwas urbaner haben möchte. Alles in allem waren das wieder einmal zwei großartige Wochen im schönen Schweden.

Andreas Blohm

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